EdChatDe zu Lobbyismus in Schule

Update (12.07.2016, 23:30 Uhr): Ein Archiv des #EdChatDe-Tages (inkl. Ankündigungen und Vorbereitung) findet man hier. Der eigentliche chat starte um 20 Uhr (also etwas scrollen).

Update (12.07.2016, 23:50 Uhr): Wer eine statistische, grafische Auswertung mag, findet diese hier (PDF).


Am heutigen 12.07.2016 ab 20 Uhr moderiere ich zusammen mit Paul Wege (@steinsfreiherr) unter @bildungsradar das 2. SummerSpecial des EdChatDe. Dabei handelt es sich um einen Austausch unter twitternden Bildungsinteressierten mit einem Schwerpunkt auf schulischer Bildung. Unter dem Hashtag #EdChatDe kann man auch heute Abend wieder die Diskussion verfolgen. Wir ergänzen und führen den weiteren Hashtag #Lobbyismus_in_Schule ein.

Zur Vorbereitung stelle ich hier bereits die (inhaltlichen) Fragen online und freue mich auf zahlreiche Teilnehmer:

F1: Zur Definition: Gibt es Unterschiede/Gemeinsamkeiten zwischen #Lobbyismus_in_Schule und dem bekannten Lobbyismus in Politik? #EdchatDE

F2: Beispiele: In welcher Form ist Dir bereits Einflussnahme auf Lehrkräfte oder Lernende begegnet? #EdchatDE

F3: Unterrichtsmaterial von Unternehmen, Parteien & Vereinen: Lehrkraft als alleiniger Gatekeeper oder braucht es Unterstützung? #EdchatDE

F4: Vom millionenschweren ThinkTank zum regionalen Demeter-Hof: Alle Interessen gleichberechtigt in Schule lassen (und wie?)?

(…)

F6: Unterstützung aus der Wirtschaft ist toll! Endlich Gesamtschulen & Auftrag von Schule erfüllt! Oder doch nicht? #EdChatDe

F7: Welche Handlungsmöglichkeiten gegen einseitige/tendenziöse Einflussnahme auf Schule & Bildung gibt es? Wie (re)agieren? #EDchatDE

F8: Welche Anregungen, Fragen hast du sonst noch zum Thema #Lobbyismus_in_Schule“? #EdchatDE

Zur Vorbereitungkann man einen Blick auf folgende Links werfen:

 

Soziologenverband kritisiert Wirtschaftslobbyismus in Schule

Tim Engartner nennt es den „Kampf um die Köpfe unserer Kinder„. Hier im Blog wurde bereits auf verschiedene Strategien lobbyistischer Einflussnahme hingewiesen. Die deutsche Gesellschaft für Soziologie, die nach eigener Auskunft ungefähr vier Fünftel aller promovierten Soziologinnen und Soziologen Deutschlands vertritt, formuliert ihre Kritik bereits im Januar 2016 recht deutlich und pointiert. Da hier eine Paraphrasierung zu kurz greifen würde, übernehme ich die öffentliche Stellungnahme im Wortlaut:

Ökonomische Bildung steht hierzulande hoch im Kurs – ebenso wie die Bemühungen, sie von sozialwissenschaftlicher Einbettung freizuhalten. Im Herbst letzten Jahres hatte die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände den bemerkenswerten Versuch unternommen, durch Intervention beim Bundesinnenministerium ein Verbreitungsverbot des von der Bundeszentrale für Politische Bildung herausgegebenen Themen- und Materialienbandes „Ökonomie und Gesellschaft“ zu erwirken. Parallel dazu wurden und werden in Baden-Württemberg heftige öffentliche Diskussionen um den umstrittenen, von der rot-grünen Landesregierung vorgelegten Bildungsplan zum Schulfach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung an allgemeinbildenden Gymnasien“ geführt. Darin ist eine umfangreiche Einführung in Wirtschaftsprozesse und wirtschaftliches Handeln vorgesehen, deren Stundenkontingent zu Lasten der Vermittlung sozialwissenschaftlicher Perspektiven im Allgemeinen und auch spezifischer soziologischer Bildung im Speziellen geht. Entsprechende Entwicklungen deuten sich auch in den Lehrplänen anderer Bundesländer an. Umso relevanter erscheint eine jüngst veröffentlichte Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung, die sich für ideologiefreie Unterrichtsbeiträge ausspricht, den Vertretern und Vertreterinnen der sozialwissenschaftlich ausgerichteten sozioökonomischen Bildung aber im selben Atemzug die „wissenschaftliche Dignität“ ihrer Position abspricht.

Angesichts der intensiven lobbyistischen Aktivitäten von Wirtschaftsverbänden und Wirtschaftsbildungsorganisationen hält es die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) für geboten, ihrerseits in die Debatte zu intervenieren. Denn es soll zwar nicht angezweifelt werden, dass solide Grundkenntnisse ökonomischer Prozesse wichtig sind, um Schülerinnen und Schülern Analyse- und Handlungskompetenzen zu vermitteln, die für das Leben in einer zunehmend ökonomisierten Gesellschaft unabdingbar sind. Gleichzeitig betrachtet die DGS jedoch erstens mit großer Sorge, wenn im Wirtschaftslehreunterricht die weitgehende oder gar ausschließliche Vermittlung binnenökonomischer Perspektiven angestrebt wird. Diese Fachkonzeption stößt in einem Unterrichtsfach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“ schon allein deshalb an Grenzen, weil bei der Berufsorientierung die Hinzuziehung soziologischer Theorien und empirischer Befunde unerlässlich ist. Die Berücksichtigung der sozialen Mechanismen, komplexen Voraussetzungen, Einbettungen und Folgen von ökonomisch geprägten Problemen und Lebenssituationen ist in der ökonomischen Bildung unverzichtbar. Die Soziologie verfügt über eine breite und anerkannte Expertise in der Analyse ökonomischer Prozesse, die für eine wissenschaftsorientierte Auseinandersetzung mit ökonomischen Inhalten an Schulen und die Beförderung entsprechender praktischer Kompetenzen grundlegend ist. Mit ebenso großer Sorge stellt die DGS vor diesem Hintergrund zweitens fest, dass die Anteile soziologischer Lern- und Bildungsinhalte unter anderem durch die Aufnahme des neuen Faches Wirtschaft noch weitgehender marginalisiert werden, als sie dies ohnehin bereits sind. Dies betrifft im Grundsatz auch andere sozialwissenschaftliche Disziplinen, wenn auch im Einzelfall in weitaus geringerem Maße.

Diese, durch politische Vorgaben angestoßene und durch massive Interventionen von Interessenverbänden beförderte Entwicklung hat fatale Folgen für das an den Schulen vermittelte Grundverständnis der Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft gegenwärtig steht. Soziologisches Wissen lässt sich nicht, wie sich etwa jetzt in Baden-Württemberg abzeichnet, auf einige wenige Stunden der Vermittlung von Kenntnissen über private Lebensführung und Identitätsbildung reduzieren – jedenfalls nicht ohne spürbare negative Folgen sowohl für die Reflexionsfähigkeit der Schüler/innen als auch für ihre Fähigkeiten zum praktischen Handeln. Die weitreichenden gesellschaftlichen Umbrüche, mit denen jungen Bürger/innen sich in Zukunft konfrontiert sehen werden – flexibilisierte Arbeitsmärkte und demographischer Wandel, Prozesse der Globalisierung und ökologischen Transformation, Folgen der Digitalisierung und des technologischen Wandels, die sozialen Realitäten von Interkulturalität, Migration und Flucht –, lassen sich nur dann angemessen bewältigen, wenn in der schulischen Bildung dazu ein breites, gesellschaftswissenschaftlich fundiertes Verständnis von sozialen Prozessen und Mechanismen, Strukturen und Akteuren dieser Entwicklung vermittelt wird. Wir möchten daher an die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger der Bundesländer im Allgemeinen und, bezogen auf die aktuelle Diskussion in Baden-Württemberg, an den Ministerpräsidenten des Landes Herrn Winfried Kretschmann, den Minister für Kultus, Jugend und Sport Herrn Andreas Stoch und die Bildungspolitiker und Bildungspolitikerinnen des Landes BW appellieren, sowohl die soziale Dimension ökonomischer Prozesse als auch den unverzichtbaren soziologischen Beitrag zum Verständnis unserer Gesellschaft (wieder) deutlich stärker im Unterricht zu verankern, als dies gegenwärtig der Fall ist. Dies wäre ein wichtiger Beitrag nicht nur zum didaktischen Pluralismus, sondern auch zur zukünftigen Gestaltungsfähigkeit der Gesellschaft.

Die Schule ist kein Wirtschaftsbetrieb

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Heute hat die Arbeitsgemeinschaft „Gegen die Ökonomisierung der Bildung“ die Publikation zur gleichnamigen Vortragsreihe online veröffentlicht (Printausgabe in wenigen Tagen verfügbar). Darin werden wesentliche Themen rund um den Problemkomplex einer zunehmenden Ausrichtung an Verwertungsgedanken hinsichtlich schulischer Bildung aufgegriffen – Kompetenzorientierung, Einflussnahme der OECD, Beziehungsarbeit in Schule, Lobbyismus (am Beispiel der BertelsmannStiftung) aber auch indirekte Steuerung und Handlungsmöglichkeiten dazu.

Aus dem „Klappentext“:

Die in unserer Veranstaltungsreihe besprochenen Themen haben die Ziele der OECD in Richtung „Ökonomisierung der Bildung“ transparent gemacht und die Absichten und Strategien der Bildungsmacher enthüllt. Die Bandbreite der Fragen in den sich anschließenden Diskussionsrunden zeigte deutlich den Wunsch nach weiterer Aufklärung und Information sowie das Interesse Möglichkeiten politischen Handelns zu diskutieren.

Mehr ist zu finden unter http://www.gew-hessen.de/aktuell/themen/arbeitsgruppe-gegen-die-oekonomisierung-der-bildung/.

Die LINKE hat’s verstanden. Wer noch?

Das Thema „Lobbyismus in Schule“ wird derzeit zunehmend virulenter. Sowohl die GEW positioniert sich zunehmend, als auch LobbyControl ist seit Jahren am Thema dran. Die Presseberichte nehmen zu und auch in der Politik kann man bei einigen Politikern erkennen, dass sie ein Gespür für die Problematik entwicklen (bei anderen leider gar nicht – aber dazu ein andern Mal, es laufen derzeit diverse Anfragen).

Besonders eindrucksvoll beweist gerade DIE LINKE, dass sie die Diskussion, Kritik und Notwendigkeit zur Reaktion wahrnehmen: Auf den 22.06.2016 ist die Vorabfassung ihres Antrags an den Deutschen Bundestag (Drucksache 18/8887) datiert. Nach einer umfassenden und die wesentlichen Aspekte berücksichtigenden Problemanalyse (lesenswert) kommen sie zu folgenden Forderungen:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. zukünftig keine von Unternehmen und Lobbygruppen erarbeiteten Unterrichtmaterialien mit dem empfehlenden Stempel oder dem Logo eines Bundesministeriums zu versehen;

2. sich gegenüber der Kultusministerkonferenz dafür einzusetzen, klare Kriterien für Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft, Verbänden, und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft zu formulieren, die einseitige und interessengeleitete Einflussnahme in Unterricht und Schule ausschließen;

3. unverzüglich insbesondere mit den Bundesländern, die bisher keine entsprechenden Regelungen in ihren Schulgesetzen vorsehen, Gespräche aufzunehmen, mit der Bitte in ihren Schulgesetzen ein Verbot von Werbung verankern;

4. die Initiative zu ergreifen, den Beutelsbacher Konsens durch einen Transparenzkodex zu ergänzen. Dabei muss offengelegt werden, wer die externen Unterrichtsmaterialien finanziert, welche Autoren daran beteiligt sind und welche Drittmittel hierfür eingenommen wurden;

5. gemeinsam mit den Ländern

a) eine unabhängige Monitoringstelle für externe Unterrichtsmaterialen einzurichten, die als Informations- und Anlaufstelle für Lehrkräfte dient und die einen kritischen Umgang mit Unterrichtsmaterialien fördert;

b) in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften aller Schulformen (verpflichtend) Module einzuführen, die für die Gefahren der Einflussnahme von Lobbygruppen auf den Unterricht sensibilisieren;

6. das Projekt des Bundes „Materialkompass Verbraucherbildung“ wieder aufzugreifen, weiter zu führen und zu verstetigen;

7. die Werberegeln des Deutschen Werberates so zu fassen, dass auch indirekter und direkter Lobbyismus in Schulen und Kitas nicht zulässig ist und diese Regeln verbindlich zu gestalten.

Nun bin ich sehr gespannt, wie – nachdem es gelungen ist, das Thema nich nur in verschiedenen Bundesländern zunehmend auf die Agenda zu bringen – auf Bundesebene seitens der Politik reagiert wird.

Stiftungen im Bildungswesen

Die aktuelle Ausgabe der E&W widmet sich dem Schwerpunktthema: „Stiftungen im Bildungswesen – Helfen hilft und tut gut?“ In mehreren guten Beiträgen wird auf die Problematik des ungebremsten Stiftungswesen und der damit einhergehenden Ökonomisierung der Bildung (nicht nur durch operative Stiftungen) hingewiesen. Für die Schule besonders interessant finde ich die Artikel zu MINT und der BertelsmannStiftung. Im ersten Beitrag wird sehr gut die Kritik am Einfluss der Stiftungen skizziert (inkl. vieler Beispiele Schule betreffend).

Stiftungen haben im Bildungsbereich stark an Bedeutung gewonnen. Ihre Aktivitäten erfahren in der Öffentlichkeit vielfach positive Rückmeldungen, ihr Einfluss auf Bildungspolitik, Schule und Unterricht ist allerdings nicht zu unterschätzen.

Bundesweit spielen gemeinnützige Stiftungen an Schulen eine stetig wachsende Rolle. Jede siebte Stiftung, also rund 3 000, engagiere sich im Bildungswesen, berichtet Katrin Kowark vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Doch ihr wachsender Einfluss stößt auch auf Kritik. Denn allein die Stifter, zumeist Wohlhabende und Unternehmen, entscheiden, wer von den Stiftungsmitteln profitiert. Entsprechend vertreten gemeinnützige Stiftungen mitunter eigene Interessen.

Auffallend viele Stiftungen, die von Industrie-Unternehmen oder Industrie-Arbeitgeberverbänden ins Leben gerufen wurden, kümmern sich darum, Unterricht in den MINT-Fächern zu fördern. Auch in die private Lehrerfortbildung fließen Millionen: Die Telekom Stiftung etwa gab in den vergangenen Jahren rund elf Millionen Euro dafür aus.

„Unterzieht man ausgewählte Stiftungsaktivitäten einer systematischen Analyse, so lässt sich nachweisen, dass schon in der Art der Konzeption und der Durchführung einiger Stiftungsaktivitäten eine potenzielle Einflussnahme auf den bildungspolitischen sowie schul- und unterrichtspraktischen Bereich angelegt ist“, kommentiert Kathrin Dedering, Professorin für Bildungsinstitutionen und Schulentwicklung an der Universität Erfurt.

Artikelserie zu Lobbyismus in pädagogischer Fachzeitschrift

Im letzten Jahr hat die Zeitschrift „Pädagogik“ des BELTZ-Verlags eine Artikelserie zum Thema „Lobbyismus in Schule“ veröffentlicht. Diese hat sich nicht nur durch ihren strukturierten Aufbau sondern auch hinsichtlich Autoren und Inhalten ausgezeichnet:

  • Folge 1:  „Lobbyismus an Schulen – Wer nimmt Einfluss? Was sind Motive und Ziele? Was kann getan werden?“ von Felix Kamella

Interessenorientierte Einflussnahme auf den Unterricht nimmt zu. Sowohl finanzielle als auch zeitlich knappe Ressourcen machen Schule auch anfällig für die Übernahme kos- tenlos angebotener Unterrichtsmaterialien. Geklärt werden soll: Wie ist die Qualität von Materialien zu erkennen? Was ist das Ziel von Lobbyismus? Wie verschaffen sich externe Akteure Zugang? Was können Schulen und Lehrkräfte gegen Meinungsmache und Marketing tun?

  • Folge 2: „Unterrichtsmaterialien von Unternehmen und Vereinen – Zielsetzung und zentrale Ergebnisse der Augsburger Studie“ von Carl-Christian Fey und Eva Matthes

Das Angebot an kostenlosen Bildungsmedien nimmt zu. Möglicherweise ein willkommener Service angesichts von Zeit- und Geldmangel in den Schulen – aber auch ein Einfallstor für unkontrollierte und nicht selten verschleierte Einflussnahme. Was wissen wir über diesen Markt? Wie zeigt sich Lobbyismus in Unterrichtsmaterialien? Und was kann zur Identifizierung von verdeckter Einflussnahme getan werden?

  • Folge 3: „StiftungenimBildungsbereichund ihre Formen der Einussnahme“ von Kathrin Dedering

Stiftungen arbeiten gemeinwohlorientiert und dürfen keine Gewinne machen. Dennoch gehören sie zu den Institutionen, die Ein uss nehmen wollen – auch im Bildungswesen. Wie lässt sich der Ein uss von Stiftungen beschreiben? Worauf wollen sie beispielsweise Einfluss nehmen? Wie lässt sich an Hand von konkreten Fällen diese Ein ussnahme beschreiben? Und wie ist diese Arbeit zu bewerten?

  • Folge 4: „Lobbyismus in der Schule erkennen – Unterrichtsideen zum »Lex Fraport« und zur Analyse von Unterrichtsmaterialien“ von Maik Schmidt

In der letzten Folge dieser Serie soll gezeigt werden, wie das Thema Lobbyismus und Schule im Unterricht thematisiert werden kann. Was sind geeignete Anlässe für eine Ausein- andersetzung mit manipulativer Beeinflussung von Schülerinnen und Schülern? Wie können Schülerinnen und Schüler konkret erfahren, woran interessengeleitete Materialien zu erkennen sind und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt?

Die Serie lag mir bisher nur in Printversion vor. Da ich sie nun aber auch digital gefunden habe, möchte ich sie hier teilen und empfehlen.

Geldlehrer machen Lobbyunterricht in Schulen

Bereits in einem vorherigen Beitrag bin ich auf die fragwürdigen Aktivitäten des Vereins Geldlehrer e.V. eingegangen. Gestern hat nun der Wiesbadener Kurier über einen konkreten Fall berichtet und dabei auch meine Stellungnahme aufgegriffen.

Ich sehe die Aktivitäten des Vereins „Geldlehrer“ sehr kritisch und ordne diese und vergleichbare Initiativen in das Themenfeld der „Ökonomisierung der Bildung“ und hier speziell des „Lobbyismus in Schule“ ein. In Übereinstimmung mit den Untersuchungen von Prof. Tim Engartner (Didaktik an der Goethe Uni Frankfurt) ergeben sich aus derartigen Einflussnahmen folgende Probleme: Es schadet der Reputation des Lehrerberufs, unterminiert den staatlichen Bildungsauftrag und privilegiert finanzstarke Interessengruppen. Ebenso geht die kritischen Stellungnahme der Bundeszentrale Verbraucherschutz in die richtige Richtung, wenn sie feststellt, dass die so genannten „Geldlehrer“ mit der Möglichkeit der direkten Einflussnahme arbeiten. Unterricht soll dabei unmittelbar übernommen werden, die Schulen sollen für „mindestens zwei positive Artikel in der Lokalpresse über den jeweiligen Finanzdienstleister sorgen“ (http://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/Verbraucherbildung-Analyse-Unterrichtsmaterialien-vzbv-2014.pdf) und es wird versucht, die Kinder als werbende Mittelsleute gegenüber den Eltern einzusetzen. Bildung sollte ein gesellschaftliches Gut im demokratischen Konsens bleiben und nicht zum Spielball finanzstarker Lobbygruppierungen – wie z.B. des Vereins „Geldlehrer“ bzw. deren angegliederten Finanzinstitute/-dienstleister-, die den Bildungsmarkt als Zukunftsmarkt für ihre einseitigen Interessen begreifen und nutzen möchten.

Auch der in der Printausgabe des Wiesbadener Kurier ergänzende Kommentar von Nele Leubner ist aus meiner Sicht sehr treffend:

Und genau diese diffuse Motivation der Geldlehrer prangern Verbraucherschützer und Lehrergewerkschaft zu Recht an: Freie Finanzberater leben von der Beratung und Verkaufsprovisionen. Im Unterricht dürfen sie keine Visitenkarten verteilen, die Beeinflussungkann aber viel subtiler erfolgen. Gerade Finanzberater können mit Worten umgehen. Dass sie als Geldlehrer das Image des eher negativ besetzten Berufsbilds aufpolieren wollen, spätere Kunden anwerben oder Eltern als Kunden gewinnen möchten – auszuschließen ist das nicht. Neutralität aber scheint im Fall der Geldlehrer ausgeschlossen zu sein Und deshalb sollten sie auch nicht ober Monate hinweg vor Schulklassen stehen — denn dafür gibt es in Deutschland Lehrer.

GEW zur Ökonomisierung der Bildung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – deren Mitglied ich bin – setzt gerade in mehreren Bundesländern das Thema der „Ökonomisierung der Bildung“ verstärkt auf die Agenda. Dies zeichnet sich in verschiedenen Schwerpunktausgaben aus:

Zusammen mit der AG „Gegen die Ökonomisierung der Bildung“ arbeite ich gerade an einer Publikation unter dem Titel „Die Schule ist kein Wirtschaftsbetrieb“, deren Veröffentlichung unmittelbar bevorsteht und auch hier im Blog kommuniziert wird.

In einem weiteren Blogbeitrag werde ich die Tage die aktuellen Veröffentlichungen in der Presse versuchen zu bündeln.

Literaturempfehlung: Scheinheilige Stifter

Empfohlen wird:

Matthias Holland-Letz: Scheinheilige Stifter – Wie Reiche und Unternehmen durch gemeinnützige Stiftungen noch mächtiger werden, Köln 2015

Fas aktuelle Werk von Matthias Holland-Letz beschäftigt sich nach seiner ersten Auseinandersetzung mit der BertelsmannStiftung dieses Mal allgemeiner mit dem deutschen Stiftungswesen. Zur Sprache kommen dabei mehrere Stiftungen konkret, wobei im Fokus der Kritik Holland-Letzs aber das deutsche Stiftungswesen im Ganzen steht.

Zur Empfehlung in diesem Blog kommt das genannte Buch aber deshalb, da sich der Autor auch gezielt dem Bildungssektor und dem Einfluss der Stiftungen (allen voran Bertelsmann- und Robert-Bosch-Stiftung) widmet. An zwei Beispielen werden Parallelen zu den USA gezogen. Zum Einen geht es um die in beiden Ländern gleich lautenden „School Tounaround“-Projekte. Zum Anderen wird das USamerikanische „Teach For America“ dem Pendant „Teach First Deutschland“ gegenübergestellt. Weitere Stichworte sind Outputorientierung, Privatisierung, Vergleichstests/-arbeiten und „Selbstständige Schulen“.

Ein weiteres Schwerpunktkapitel ist den Universitäten unter Einfluss gewidmet.

Schließlich wird der massive Lobbyismus der BertelsmannStiftung im Bereich der „Digitalisierung der Bildung“ fokussiert.

Die Bewegung verfolgt einschlägige Ziele: Die Privatisierung vorantreiben, auch im Bildungswesen. Den Staat zurückdrängen. Und in öffentlichen Einrichtungen, einschließlich der Schulen, New Public Management (NPM) einführen. NPM setzt auf Wettbewerb und nutzt Managementkonzepte privater Unternehmen. Die Anhänger des New Public Management sind zudem überzeugt, dass sich die Qualität der von öffentlichen Einrichtungen erbrachten Leistungen – der Output –  messen lässt.

Über „Selbstständige Schulen“ formuliert der Autor richtig:

Elemente des New Public Management finden sich längst auch im deutschen Schulwesen. Einen Meilenstein bildet im Jahr 2001 das Projekt „Selbstständige Schule“ in Nordrhein-Westfalen. Die teilnehmenden Schulen sollen sich aus dem engen Korsett staatlicher Vorgaben lösen und „Autonomie“ ausprobieren. „Selbstständige Schule“ wurde von der Bertelsmann-Stiftung und dem NRW-Schulministerium initiiert – und fand Nachahmer in fast allen Bundesländern. Die Rolle des Schulleiters wandelt sich – weg vom „Ersten unter Gleichen“, dem „primus inter pares“, hin zum allein verantworlichen und machtvollen Schulmanager. Regelmäßige Tests , von PISA bis zu „Vergleichsarbeiten“ (VERA) in den Klassen 3 und 8, zielen darauf, die Leistungen von Schulen zu messen (Output-Orientierung).

Holland-Letzt zeigt deutlich auf, dass die Entscheidungen, Forderungen und Ziele im deutschen Biildungssystem zunehmend nicht mehr dem Allgemeinwohl verpflichtet scheinen, sondern vielmehr die Interessen einer Stiftungslobby unterworfen werden, deren Gemeinnützigkeit angesichts der Zuspitzung, Exklusivität und ideologischen Stoßrichtung mehr als bezweifelt werden kann.

Ich spreche die Empfehlung für das genannte Buch aus, da ich selber direkt erlebe, wie die BertelsmannStiftung und noch deutlicher die Robert-Bosch-Stiftung ihre Macht bei der Themensetzung aber auch der Beeinflussung von Schulen spielen lässt. Nicht zuletzt über den „Deutschen Schulpreis“ werden Netzwerke gestrickt, werden Vorgaben etabliert und Schulen/Lehrer beeinflusst. Dass hier eine klare Vorstellung von Lernen, Bildung vorhanden ist und auch nur in diesem Sinne gefördert wird, ist ziemlich offensichtlich. Aufgezeigt werden nicht viele neue Erkenntnisse. Aber die Zusammenschau und der richtige, aktuelle Blick aufs Bildungswesen – als Schwerpunkt“markt“ vieler Stiftungen – lässt einiges, was sich schleichend in Gesellschaft und Schulen etabliert verständlicher werden.

OECD – Lobbyismus vom Profi lernen

Auf erstaunlich unkritische Weise schreibt die ZEIT aktuell über „Geldunterricht“ durch den Verein „Geldlehrer“. Dabei übernehmen Banker, Anlageberater & Co den Unterricht und sollen den Schülern ökonomisches Denken beibringen. Eine für mich absurde Vorstellung – zumal mit dem ideologischen Hintergrund. 2012 war die ZEIT zum selben Projekt noch deutlich kritischer bzw. hat entsprechende Stimmen gewürdigt: Warum ist Sparen wichtig? Beim aktuellen Beitrag habe ich schon etwas gestaunt.

Umso erfreulicher, dass Tim Engartner in der Süddeutschen Zeitung das Thema aufgreift und auch indirekt auf Initiativen wie die „Geldlehrer“ eingeht:

Die teils auf Wochen angelegte Übernahme des Unterrichts durch Externe schadet nicht nur der Reputation des Lehrerberufs, sondern lässt zugleich eine Schieflage zu Lasten solcher Interessengruppen entstehen, die nicht über Ressourcen für schulische Lobbyarbeit verfügen, wie Gewerkschaften, wie Wohlfahrts- oder Umweltverbände.

Während Schleichwerbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur ausgestrahlt werden darf, wenn ausdrücklich darauf hingewiesen wird, stehen in der Schule Mitarbeiter von Banken und Versicherungen vor der Klasse, ohne dass Schüler deren Absichten durchblicken können.

Doch – frage ich mich immer wieder – wie kann so etwas überhaupt passieren. Im letzten Beitrag habe ich das bereits angedeutet am Beispiel des Frohlockens von „Schulmarketing“-Agenturen bzgl. OER-Materialien, die man recht einfach mit tendenziösen Botschaften und Inhalten durchsetzen kann. Doch gerade für den Bereich des „Fiananzlernens“ an Schulen im Sinne finanzwirtschaftlicher Mentalität gibt es einen mächtigen Player, der seit einigen Jahren massiven Einfluss auf den Bildungssektor international ausübt: die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Und diese hat vor wenigen Monaten ein Papier veröffentlicht, in dem sie recht deutlich aufzeigt, wie es funktioniert, lobbyistisch auf Schule und Bildung einzuwirken. Aus dieser Schrift „National Strategies for Financial Education: OECD/INFE Policy Handbook“ und deren Kurzfassung ein paar Zitate:

One of the main challenges facing public authorities implementing national strategies is to find ways of changing financial attitudes and behaviours of the population.

Dies ist wohl die Reinfassung dessen, was LobbyControl mit dem Begriff des „Deep Lobbying“ bezeichnet. Es geht ganz gezielt darum, einen Mentalitätswandel in der Gesellschaft zu den eigenen Gunsten/Interessen herbeizuführen. Auf dieser Grundlage wird es dann möglich, Entscheidungsträger zu nachhaltigen Strategien zu bewegen und die eigenen Ziele in Politik, Gesetzgebung und Entscheidungen zu verankern. Hierbei spricht man von „nationalen Strategien“ – schaut also landesspezifisch nach dem geeignetsten Weg. Dennoch identifiziert man seitens der OECD aber bewährte Schritte, die man empfiehlt. Dabei ist der Bildungssektor und die dort anzusprechenden Schüler eine explizite „Zielgruppe“:

National strategies can incorporate these findings on programme delivery within their roadmaps and include guidance on the delivery of financial education programmes.

Der erste Schritt ist dann derjenige des Zugangs zu den gewünschten Informationen. Hierbei geht es darum, Webseiten und Projekte zu etablieren:

The institution(s) leading the national strategy usually develops a dedicated public website to disseminate information and provide educational resources to the general population.

(…)

National strategy websites typically include resources based on a life-stages approach, or centred on the offer of financial products available in the market. Increasingly, these websites also offer sophisticated tools to assist individuals and families in managing their finances. These tools range from budget planning resources to calculators for credit card debt, mortgage repayments or pension entitlements.

Hierzu will man Brands etablieren. Themen sollen gesetzt und etabliert werden. Es geht darum, die entsprechenden Gruppen in den Ländern zu erreichen und über Massenmedien gezielt, unterschwellig anzusprechen. Z.B.:

embedding financial literacy messages within soap operas aired on public television, as in South Africa’s “Scandal” series, which included messages and examples around over-indebtedness (Berg and Zia, 2013).

Derartige Strategien sind auch in Deutschland bereits einmal pressewirksam auffällig geworden, als die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ genau diesen Weg beschritt und ihre Botschaften in Talksendungen und Soap Operas wie „Marienhof“ einkaufte.

Der nächste Schritt, den die OECD den nationalen Lobbyisten in ihrer Publikation empfiehlt, ist das „Accounting for timing and location and harnessing existing learning environments and networks to foster outreach“. Es gilt, den richtigen Zeitpunkt für die Ansprache der „Zielgruppe“ zu finden, um den Mentalitätswechsel möglichst nachhaltig zu gestalten und Flüchtigkeit zu vermeiden. Hierzu möchte man entscheiden Lebensabschnitten von Menschen ansetzen, da man herausgefunden hat, dass

financial education can be more powerful when provided at critical points in the lives of individuals, in order to seize “teachable moments”. The teachable moments harnessed by life-cycle approaches may vary according to specific national circumstances but are typically linked to key steps in the personal and financial lives of individuals and households such as independent living, marriage, buying a home, the birth of a child, or pre-retirement.

Und hier kommt der Schule eine wesentliche Rolle zu:

Effective and successful delivery often uses environments conducive to learning, such as schools.

Hierzu sollen spezielle Personen ausgebildet werden, die möglichst direkten Kontakt zur Zielgruppe haben (siehe „Geldlehrer“ oben):

For the programmes in which the human resource component has a direct interaction with the target audience, such as in workshops or classrooms, the national strategy should promote the proper education and competence of the educators. Trainers and intermediaries should have, or be trained to have, expertise on the subject and on the pedagogic elements of the programme, as well as soft skills such as good communication.

Und das ist tatsächlich etwas, was man immer wieder bei lobbyistischen Initiativen im Bildungssektor beobachten kann. Nach Möglichkeit versuchen die Initiativen direkt in die Schulen zu kommen, Unterricht oder zumindest Projektphasen, unmittelbar zu übernehmen. Alternativ sieht man sehr oft das Bestreben, Lehrer als Multiplikatoren zusammenzuführen, in kontrollierten Settings wie Veranstaltungen, Fortbildungen entsprechend der eigenen Ideen zu beeinflussen und/oder gar auszubilden. So bildet das Network for Teaching Entrepreneuship eigene Certified Entrepreneurship Teacher auf der Grundlage des NFTE-eigenen Curriculums aus:

Auch wirtschaftsnahe Stiftungen wie etwa die Network For Teaching Entrepreneurship Deutschland e.V. (NFTE, vgl. Fußnote 17) bieten dreitägige Lehrerfortbildungen u.a. im Rahmen staatlicher Einrichtungen und Programme an, die zum Certified Entrepre- neurship Teacher (CET) qualifizieren und von beim NFTE ausgebildeten Certified Entrepreneurship Teachers Instructors geleitet werden26. Die CET setzen dann in den Schulen den „NFTE-Lehrplan“ um. Allerdings geht es hier nicht nur um unternehmeri- sche Kompetenzen, sondern auch um einen allgemeinen Mentalitätswandel durch die „gezielte Förderung und Motivation zu selbstständige[m] und aktiverem Handeln“.

Wirtschaftsverbände und Konzerne versuchen also nicht nur eigene Fortbildungsver- anstaltungen zahlreich und breit anzubieten, etwa über die Arbeitsgemeinschaften SchuleWirtschaft der Arbeitgeberverbände. Neben der Strategie, Schülermaterialien breit in die Schulen zu streuen und Lehrkräfte mit fertig ausgearbeiteten Unterrichts- einheiten zu versorgen, wollen sie vielmehr auch direkt und indirekt auf die staatliche Lehrerfortbildung Einfluss nehmen.

http://www.iboeb.org/moeller_hedtke_netzwerkstudie.pdf

Apple trommelt Lehrer zusammen und schult sie „Apple Distinguished Educators (ADEs)“ und einige KollegInnen (auch in Deutschland) sind stolz darauf, „Microsoft Innovative Educator (MIE) Expert“ zu sein. Es gibt diverse weitere Beispiele, bei der diese OECD-Strategie offensichtlich erfolgreich etabliert wird.

Some effective financial education programmes also make use of existing networks of intermediaries that can deliver financial education and act as a trusted source. Communications directed towards a specific target group may benefit from conveying information and education through trusted and known sources, and by identifying for each of the target audiences of the national strategies also a group of programme deliverers that is most suited to that group.

Was ist das wohl geflügelste Wort derzeit in Schulen?: Kompetenzen. Und das ist die Welle auf der auch der Lobbyismus mitreitet, wenn betont wird, dass man weniger Wissen um Finanzbildung transportieren möchte, sondern es darum geht Handlungen der „Zielgruppe“ zu beeinflussen und zu verändern. Dies funktioniert besonders gut bei Schülern und jungen Menschen:

Effective financial education programmes focus on the development of attitudes and skills and not simply on the provision of knowledge. This can be achieved by building on financial competencies early in life (notably through the introduction of financial education in schools and/or targeting young people).

(…)

Embedding financial education in games and competitions is also increasingly adopted when targeting young people.

Genutzt werden dazu sehr gerne Wettbewerbe, die in Schulen ausgerichtet wird. Auch hierzu gibt es zahlreiche Beispiele in Deutschland – wie z.B. SchulBanker (ZDF-Frontal-Bericht). Die OECD zeigt sich beispielhaft stolz bezüglich eines gelungenen Projekts in Kooperation mit dem portugisischen Bildungsministerium:

In Portugal, the National Council of Financial Supervisors, in partnership with the Ministry of Education and Science, organise each year a national competition for schools, rewarding the best financial education projects for each stage of education.

(…)

In Portugal, the National Council of Financial Supervisors in partnership with the Ministry of Education organises a national competition for schools, with a view to encourage teaching of financial education and raise students’ awareness on the importance of financial literacy.

Besonders „perfide“ an diesem Beispielprojekt, das vorbildhaft für die Arbeit in Schulen im Sinne der OECD, sein soll: Die Preisgelder für die Gewinner werden nicht direkt ausgezahlt. Die Schulen bekommen zunächst die Hälfte, die andere Hälfte aber erst am Ende des kommenden Schuljahr, wenn die im Wettbewerb „erlernten“ Haltungen, Ziele auch umgesetzt wurden. Hier sieht man wieder die ständigen versuche, der Engführung:

The five prizes in this competition consist of books and school materials and are awarded according to a two- stage process: half of the prize is granted at the start of the school year, while the other half is only given at end and subject to confirmation by the selection panel that the project goals were met.

Und dann widmet das OECD den Schulen ein ganz eigenes Kapitel, denn – und das stellt man eingangs ganz deutlich heraus:

Young people are the primary target group in the majority of national strategies. This is attributable to the advantages provided by reaching out to an entire generation before adulthood as well as on the potential positive spill- over effects on parents as well as the community (OECD, 2014a). Moreover, nurturing more sound financial culture and behaviours is easier in an environment conducive to learning, such as schools, and among young people.

Wer an dieser Stelle noch behauptet, die OECD betreibe keinen „Lobbyismus an Schulen“, sollte den zitierten Absatz nochmals lesen. Und direkt bezieht man sich natürlich unmittelbar auf die Erfolge,m die man diesbezüglich mit der PISA-Studie 2012 erzielt hat.

Für die OECD ist es hinsichtlich ihrer Zielerreichung zunächst weniger relevant, ob Finanzbildung dabei in einem eigenen Fach etabliert oder in bestehende integriert wird:

Financial education is either introduced as a stand-alone subject or through a cross-curricular approach, in which financial education is taught as part of other subjects such as mathematics or social sciences.

Erreicht werden soll aber JEDES Kind und  nicht nur einzelne (z.B. in Projekten). Dies erreicht man aus Sicht der OECD am besten, indem man Finanzbildung übergreifend – möglichst auf nationaler Ebene – festschreiben lässt – z.B. von den Kultus-/Bildungsministerien:

The Guidelines indicate that financial education can be integrated into school curricula as part of a wider co- ordinated national strategy involving the community, should be targeted at every child within the jurisdiction and should be preceded by an assessment of the status and level of financial literacy of young people. They also recommend the involvement of the Ministry of Education and education stakeholders. Moreover, the Guidelines suggest flexible modalities capable of adapting to national and local circumstances.

Hierzu gibt man 5 Empfehlungen heraus, die in den USA bereits Anwendung finden:

  1. Introduce key financial education concepts early and continue to build on that foundation consistently throughout the K-12 school years. In addition, CFPB encourages states to make a stand-alone financial education course a graduation requirement for high school students;
  2. Include personal financial management questions in standardized tests;
  3. Provide opportunities throughout the K-12 years to practice money management through innovative, hands-on learning opportunities;
  4. Create consistent opportunities and incentives for teachers to take financial education training with the express intention of teaching financial management to their students;
  5. Encourage parents and guardians to discuss money management topics at home and provide them with the tools necessary to have money conversations with their children.

In verschiedenen Beispielen aus mehreren Ländern wird dann aufgezeigt, wie bereits erfolgreiche Projekte etabliert werden konnten. Insgesamt wird aber deutlich, dass das, was die „Geldlehrer“ und andere Initiativen im Bereich der Beeinflussung ökonomischer Bildung auch in Deutschland betreiben, keineswegs Einzelfälle sind. Auch die mehr als deutliche Vernetzung der Einzelprojekte unter „Brands“ (wie die OECD es empfiehlt) wie SchuleWirtschaft oder „Unternehmergeist macht Schule„, die dann konzertiert an die entsprechenden Entscheidungsträger in Politik und Bildungsministerien herantreten, zeigt, dass strategisch vorgegangen wird. Das Strategiepapier der OECD kann dabei als Blaupause verwendet werden, nach der dann in den Ländern angesetzt wird. Dabei geht es nicht darum, Verschwörungtheorien zu stricken, sondern aufzuzeigen, dass in gewissen Kontexten bzw. auf gewissen Ebenen Vorgehensweisen ersonnen werden, eigenen Ziele über einen gesellschaftlichen Mentalitätswandel durchzusetzen – und das bereits mit der Hauptzielgruppe der Schule bzw. der Jugendlichen.